Literarische Matinée
14. Dezember 2025 | 11 Uhr
Rainer Gräbner stellt vor: „Hiob“ von Joseph Roth
Der Autor
Der österreichische Schriftsteller und Journalist Moses Joseph Roth wurde 1894 in Brody, Ostgalizien (damals Österreich-Ungarn) geboren und starb 1939 in Paris an seiner Alkoholkrankheit. Roth stammte aus einem bürgerlichen Elternhaus galizischer Juden. Während seines Studiums der Germanistik an der Universität Lemberg und später in Wien verfasste er seine ersten literarischen Arbeiten und wandte sich später dem Journalismus zu. 1930 erschien der Roman "Hiob", das bis dahin erfolgreichste Werk Joseph Roths. Im Gegensatz zu den früheren Romanen, die sich durch einen klaren wie zugänglichen Stil auszeichnen, bezieht sich Roth in „Hiob“ auf die Geschichte des Alten Testaments mit ihrem dramatischen Geschehen. Roths berühmtester Roman, der den Konflikt zwischen Freiheit und Tradition zum Inhalt hat, erzählt vom Leben einer ostjüdischen Familie auf der Suche nach einer neuen Identität in der Fremde.
Zu den bedeutendsten deutschsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts gehört weiterhin der 1932 erschienene Roman "Radetzkymarsch", der den Zerfall des Habsburgerreiches Österreich-Ungarn zum Thema hat. Im französischen Exil geschrieben folgten 1933 Romane wie "Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht" (1936) oder "Das falsche Gewicht" (1937) sowie "Die Kapuzinergruft" (1938), die sich an den Roman „Radetzkymarsch“ anschloss.
Das Buch
Wie bereits der Titel andeutet, lehnt Roth seine „Legende aus dem zwanzigsten Jahrhundert“ an die Geschichte von Hiob an. Hiobsbotschaften sind bekanntlich Nachrichten von Katastrophen oder einem Unglück. Der biblische Hiob verliert alles, was sein Leben lebenswert macht: seine Familie, seine Gesundheit, seinen Reichtum und seinen Besitz - aber nicht die Hoffnung. Seine riesigen Rinder- und Kamelherden werden geplündert oder verbrennen im Feuer, es kommen Feinde, die die Knechte niedermetzeln, seine sieben Söhne und drei Töchter kommen ums Leben, als ein Haus einstürzt. Er bekommt schreckliche Geschwüre am ganzen Körper und muss die Gemeinschaft verlassen und außerhalb des Dorfes auf einem Asche- und Abfallhaufen leben. Dennoch beklagt er sich bei seinem Gott mit keinem einzigen Wort und hält unbeirrt an seinem Glauben fest, was schließlich von Gott belohnt wird: Er bekommt Wohlstand und Gesundheit zurück und ist mit einer reichen Kinderschar in einem langen Leben gesegnet.
Roths Hiobsgeschichte Geschichte beginnt um 1900, kurz vor der Zeit des Russisch-Japanischen Kriegs, und endet Anfang der 1920er Jahre. Sie handelt vom frommen Lehrer Mendel Singer, seiner Frau, seinen drei Söhnen und seiner Tochter und davon, wie Mendel beinahe alles verliert und durch ein Wunder beinahe alles und noch viel mehr wieder-bekommt. Mendel Singer ist nicht wie Hiob reich und mächtig, sondern ein unbedeutender kleiner Toralehrer, der im Vergleich zu seiner Familie - der vitalen, ehrgeizigen Frau Deborah, der lebensgierigen Tochter Mirjam, den beiden gesunden Söhnen Schemarjah und Jonas, sehr weltfremd wirkt. Der geistig und physisch behinderte dritte Sohn Menuchim wird von seinen gesunden Geschwistern beneidet, gequält und fast ertränkt. Als Mendel wie Hiob von den Unglücksschlägen heimgesucht wird - seine ganze Familie wird in gewisser Weise dahingerafft -, verliert er, im Gegensatz zum biblischen Hiob, fast gänzlich seinen Glauben: Er verwünscht Gott und vegetiert in Amerika, wohin er aus seinem „Schtetl“ ausgewandert ist, einsam geworden nur noch dahin. Als er sich endlich entschließt, am Ende seines Lebens, den zurückgelassenen Menuchim in der alten Heimat aufzusuchen, also letztlich seiner moralischen Verantwortung gerecht zu werden, geschieht das "Wunder", das ihm die Augen öffnet.
Dieser Roman ist voll emotionaler Tiefe, in einem einprägsamen, die Sinne ansprechenden Stil geschrieben und lädt von der ersten Seite an dazu ein, gelesen zu werden; der Eintritt ist frei.
Jahresausstellung
der Mitglieder und Freunde des KKV
Die diesjährige Ausstellung steht unter dem Motto:
"Fragilität und Zerbrechlichkeit"
09.11. - 14.12.2025
Eröffnung
Sonntag, 9.11.2025 | 11.00 Uhr
Abholung
Montag, 15.12.2025 | 16.00 bis 18.00 Uhr
Dienstag, 16.12.2025 | 16.00 bis 18.00 Uhr
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