Alexander Johannes Kraut und Lothar Seruset
„Treffen auf halber Strecke“
Malerei und Objekte
20. Februar - 20. März 2022
Vernissage: 20. Februar 2022, 11 Uhr
Eine Mahnung an Frieden, Freiheit und Toleranz
Pressemitteilung von Sabine Raithel vom 07.03.2022
Völkerverständigung, Toleranz sowie Respekt vor Mensch und Natur -
das sind die Themen in der Ausstellung des KKV mit
Arbeiten von Lothar Seruset und Alexander Johannes Kraut.
Der Mensch in seiner Welt
Der Kronacher Kunstverein zeigt Arbeiten von Lothar Seruset (Skulpturen) und Alexander Johannes
Kraut (Linoldruck und Zeichnungen). Beide Künstler beschäftigen sich mit dem Menschen in seinem
Beziehungskosmos und in seiner (Um-)Welt.
Lothar Seruset ist Bildhauer. Er arbeitet vorwiegend mit Holz, das er bemalt - manche Arbeit gießt er später in Bronze. Seine für ihn typischen Figuren zeigen Menschen, Landschaften, Tiere und Dinge wie Autos, Häuser oder Flugzeuge, Kirchen, Moscheen oder auch mal eine Arche Noah. Dabei wird alles zu einer vertikalen Säule gestapelt. Mal balanciert der Mensch auf einem Tier, mal auf einem Auto. Er balanciert sich gleichsam durchs Leben - auf dem Kopf einen Stapel mit Wünschen, Träumen, Hoffnungen, vielleicht aber auch Albträumen und schwerer Last. So entstehen Hierarchien, die von inneren und äußeren Einflussfaktoren auf den Menschen zeugen. Oft gesellen sich mehrere Figuren zu einer Gruppe. Und so entsteht ein weites Beziehungsgeflecht. Lothar Seruset erzählt mit seinen Gleichnissen Geschichten. Hochaktuell ist seine Arbeit „Jerusalem“ aus dem Jahr 2017, die auch in Kronach gezeigt wird: In einer Kreisanordnung sind sieben Skulpturen zu sehen. Sechs Männer und eine Frau mit Kind, die jeweils, auf Hunden stehend, zwei Kirchen, zwei Moscheen, zwei Synagogen und eine KZ-Baracke auf dem Kopf tragen. Lothar Seruset, in Ulm geboren und seit Jahren in Lentzke / Brandenburg lebend, ist einer, der genau hinsieht, der das allzu Menschliche unter die Lupe nimmt, es augenzwinkernd, ironisch, aber oft auch nachdenklich und mit weinendem Auge darzustellen weiß. Und er ist ein politischer Mahner. Ein Beispiel hierfür ist seine Skulptur „Enduring Freedom“, mit der er an den Terroranschlag vom 11. September 2001 erinnert. In vielen seiner Darstellungen nimmt Seruset auch Bezug zur Natur, zu Tieren und zu Pflanzen.
Die Auseinandersetzung mit der Natur ist auch prägend für die Arbeiten des in Bernbeuren geborenen und in Berlin lebenden Künstlers Alexander Johannes Kraut. Doch da, wo Lothar Seruset eine Aufsicht auf die Welt und ihre Protagonisten liefert, da wird der Betrachter der Arbeiten von Alexander Johannes Kraut zum Teil des Geschehens. Kraut bedient sich in seiner Betrachtungsweise von Welt und Natur der Medien Bleistift, Papier, Druckfarbe und Linoleum. Er ist ein nachdenklicher, ein reflektierender Künstler, der sich in seinen Arbeiten den formschaffenden Prozessen in der Natur nähert. So entstehen unverwechselbare, hochpräzise und detailreiche Bildwelten zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, in der Kraut Landschafts- und Naturformen - mal panoramaartig, mal in Nahaufnahme - nachspürt. In Kronach zeigt der international erfolgreiche Künstler großformatige Linoldrucke und Bleistiftzeichnungen: Wind, fließendes Wasser, Schnee, Licht und Dunkelheit - kurz, die sich stetig verwandelnde Natur wird hier in Szenarien übersetzt, die trotz ihrer abstrakten Gestaltung vom Betrachter gegenständlich gelesen werden können. Für Alexander Johannes Kraut heißt Zeichnen, im physischen Kontakt mit der Welt zu stehen; die Zeichnung ist für ihn ein Medium des Weltverstehens. So sagt er selbst: „Ich zeichne nicht, was ich sehe - ich sehe, was ich zeichne.“